Hallo zusammen,
in Markgröningen im Landkreis Ludwigsburg, wo ich in den Siebzigern meine höhere Bildung am Gymnasium erhielt, gab es in der Altstadt ein Elektrogeschäft. Der einzige Hinweis, dass man dort auch Modelleisenbahn-Artikel führte, war ein VT 11.5 von Ortwein im Schaufenster - das einzige Stück zum Thema Modellbahn, das zu sehen war. Neugierig geworden, betrat ich den Laden und stand schon nach ein paar Schritten vor einer Theke. Rundherum Bügeleisen, Glühlampen, Radio-Apparate, Fernseher, Küchengeräte, aber kein Stück Eisenbahn. Ich wollte schon enttäuscht wieder kehrt machen, als aus den Tiefen des Raumes ein schon älterer Herr dahergeschlappt kam und mich fragte: "Jetzatle, Mädle, wa willsch?" - "Ich suche Modelleisenbahnen. Im Schaufenster ..." - "Sodele! Ja, noh komm amole mit."
Er führte mich mit einem verschmitzten Lachen um die Theke herum, hinten rechts in der Ecke eine unscheinbare kurze Treppe hoch durch einen schmalen Durchlass, und ich stand in einem Paradies: Märklin, Trix, Fleischmann, Faller, Kibri, Wiking ... die ganze Palette in einem rundum vor Regalen strotzenden Raum. "Suachsch ebbes Bschtimmtes?" Verlegen musste ich ausweichen. "Nein, ich wollte nur mal schauen." - "Noh guck die um. Wenn de mi brauchsch, noh schreisch ..."
Kaum zu erwähnen, dass ich meine bei meiner heiligen Erstkommunion ganz materialistisch erwünschte und bekommene Erstaustattung des ebenfalls schwäbischen Göppinger Herstellers hier weiter und weiter ergänzte. V160, V60, eine 03, die 50er, die Stromlinien-03.10, auch eine 23er war noch zu haben. Güter- und die ersten 24cm langen D-Zug-Wagen, Gleise, Weichen, die ersten Form- und Lichtsignale. Ich glaube, man war mit mir ganz zufrieden.
Mitte der siebziger-Jahre eröffnete Elektro-Frick eine Filiale in Vaihingen/Enz, wo es dann auch das Roco-Sortiment gab. Das Geschäft in Markgröningen schloss anfangs der achtziger-Jahre, die Filiale in Vaihingen, wo ich tatsächlich noch ein Schmankerl von Roco, die wenig bekannte Doppel-Zugpackung 41051 erstehen konnte, wenige Jahre später.
Aus einer uralten Werbeanzeige von 1929 erfuhr ich später, dass das Elektro- und Installatiosgeschäft schon vor dem Krieg bestanden hat ... diese ist hier
https://www.agd-markgroeningen.de/?page_id=7196 wiedergegeben (ein wenig nach unten scrollen) und besagt implizit, dass die Modellbahnabteilung wohl erst nach dem Krieg hinzugenommen wurde.
Ein Stück weiter unten in dem Link findet man noch ein interessantes Bild vom Ende der Eisenbahn-Stichstrecke von Ludwigsburg her, die - sollten die Planungen der Ludwigsburger Stadtbahn realisiert werden - vielleicht bald wieder befahren werden könnte. Ein weiterer Button führt zur Dokumentation eben dieser Eisenbahnlinie.
Schöne Grüße
Claudia