Reaktivierung einer alten Fleischmann-Dampfmaschine

#1 von hchris , 26.08.2020 21:08

Hallo zusammen,

heute habe ich mich ja schon ausführlich mit einer Wilesco Dampfwerkstatt befasst:

Inbetriebnahme einer Wilesco Dampfwerkstatt

Darüber hinaus ist mir ja diese alte Fleischmann Dampfmaschine zugelaufen:

Dampfmaschinen - 5.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Dampfmaschinen - 6.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Dampfmaschinen - 7.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Dampfmaschinen - 8.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Nun lässt mich diese Maschine doch nicht los und ich bin gerade dabei, die Maschine zu reinigen und zu prüfen. Im Gegensatz zu meiner Wilesco Werkstatt habe ich es hier nicht geschafft, den mit Wasser gefüllten Kessel mit meiner "Fahrradpumpenmethode" zu testen - der Anschluss der Pumpe wollte einfach nicht dicht halten. Jetzt stelle ich mir folgende Fragen:

- Mit welchem Betriebsdruck arbeitet diese Maschine? Darüber konnte ich bislang keine Informationen finden. Ist der Betriebsdruck ggfls. größer als bei meiner Wilesco Dampfmaschine?
- Da diese Maschine neben dem Sicherheitsventil ja auch eine Dampfpfeife hat, müsste es doch möglich sein, die Maschine bei relativ niedrigem Druck laufen zu lassen, und über die Dampfpfeife den Druck zu regulieren, oder?

So richtig weiß ich noch nicht, wie ich das mit dieser Maschine angehen soll, aber ich habe auf Youtube Videos von Fleischmann Dampfmaschinen gesehen, bin ziemlich gefesselt und hätte nun schon Lust, diese Maschine auch mal laufen zu lassen. Dass es hier keine Druckanzeige gibt und andererseits der Kessel schon einige Jahre hinter sich hat, verunsichert mich allerdings.

Viele Grüße
Christian


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RE: Reaktivierung einer alten Fleischmann-Dampfmaschine

#2 von koef2 , 27.08.2020 23:49

HAllo,

der Kessel sieht äußerlich eigentlich recht gut aus.

Vermutlich ist der KEsseldruck ähnlich der Wilescomaschine. HAst Du Sicherheitsventil schon mal abgeschraubt und reingeschaut bzw. kam irgendwie Schmodder aus dem Kessel?

Diese MAschine ist im VErgleich zur Wilesco MAschine eine MAschine mit oszilierendem Kolben. DA wird beim Betrieb auch etwas mehr Dampf rauskommen, weil der Dampfein- und -austritt über Löcher erfolgt, an der der Kolben durch pendeln im Winkel vorbei geht. Die Wilescomaschine eine eien richtige Einlasssteuerung über horizontal hin- und her bewegende Mechanik.

Die Fleichmannmaschine hat auch keinen Absperrhahn im Dampfröhrchen vom KEssel zur eigentlichen Dampfmaschine. Wenn Sie zu schnell läuft solltest Du ie Dampfpfeife aktivieren oder wenn Si ekeien hat mit einer MEtallzange das Sicherheitsventil öffnen. Dampf ist heiß ;)

Du kannst Das Esbit immer rausziehen, wenn es Dir zu gefährlich wird.

Wenn die MAschine leichtgängig ist, kannst Du auch mittels Pressluft im Kessel dei Aggregate antreiben. Teste einfach mal mit der HAnd ob alle drehenden Teile leichtgängig sind.

Viele Grüße
Kai
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Kai
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RE: Reaktivierung einer alten Fleischmann-Dampfmaschine

#3 von hchris , 28.08.2020 09:35

Hallo Kai,

vielen Dank für Deine Tipps! Das Sicherheitsventil ist leichtgängig und ich kann keinerlei Rückstände erkennen. Den Kessel habe ich gründlich ausgespült und auch da kamen keine nennenswerten Dreckablagerungen zum Vorschein. Die Maschine läuft leicht und ich denke, dass sie grundsätzlich funktioniert. Allerdings ist der Kessel im Bereich von Pfeife und Sicherheitsventil nicht exakt rund, sondern jeweils im Bereich des Gewindes ein Stück eingedrückt. Ich frage mich, ob die Maschine dort einen Stoß abbekommen hat. Allerdings ist es schon komisch - der Kessel scheint mir recht dick zu sein und ich würde fast wetten, dass bei einer derartigen Krafteinwirkung Pfeife und Sicherheitsventil abgebrochen wären.

Auf Bild 2 kann man das in der Vergrößerung gut erkennen - ist das eine Beschädigung?

Viele Grüße
Christian


 
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RE: Reaktivierung einer alten Fleischmann-Dampfmaschine

#4 von Dampfopa , 29.08.2020 21:11

Hallo Christian,

die Dellen im Bereich des Sicherheitsventils und der Dampfpfeife sind keine Beschädigungen, die durch einen Schlag oder Druck entstanden sind. Bei der Produktion der Kessel für die Dampfmaschinen wurde rund um die Bohrungen das Blech bewußt leicht eingedrückt, damit die Einlötringe mit dem Innengewinde zur Aufnahme von Pfeife und Sicherheitsventil plan aufliegen und so mit dem Kessel dicht verlötet werden konnten. Den Bildern nach zu urteilen, macht die Maschine doch einen soliden Eindruck. Wenn die Bilder nicht täuschen, hat die Dampfleitung oberhalb des Auslasses am Kessel einen Knick. Überprüf bitte, ob die Leitung nur geknickt und nicht gebrochen ist. Der Knick ist nicht weiter schlimm, solange der Dampfdurchlass noch gewährleistet ist. Ich habe bei ähnlichen Fällen die Dampfleitung abgelötet und gerichtet oder, wenn die Leitung nicht zu reparieren war, eine neue hergestellt. Der Knick wird die Dampfzufuhr zum Agregat drosseln und damit auch die Leistung der Maschine. Wenn du mit einem Drucklufttest die Durchlässigkeit der Leitung und die Dichtheit des Kessels geprüft hast, sehe ich keinen Hinderungsrund, die Maschine anzuheizen. Denk bitte daran, vor Inbetriebnahme Dampföl in den Zylinder zu geben. Dazu schraubst du die kleine Rändelmutter, welche die Feder zum Andrücken des Zylinders an die Spiegelplatte hält, ab. Vorsicht! Die Feder springt dabei schon mal gerne weg. Dann kannst du den Zylinder leicht abnehmen und den Kolben herausnehmen. Du gibst ein paar Tropfen Öl in den Zylinder und baust alles wieder zusammen. Etwas Öl vor dem Zusammenbau auf die Spiegelplatte, dort wo der Zylinder sich bewegt, ist auch notwendig. Beim Zusammenbau achte bitte darauf, daß der Zylinder straff auf dem Spiegel sitzt, sich aber noch leicht bewegen läßt. Die Einstellung kannst du leicht mit der Rändelmutter durchführen.

Bei der Maschine handelt es sich um eine Fleischmann Modell 120/4. Da sie einen brünnierten Kessel hat und den roten Fleischmann Aufkleber, sollte es sich um das Modell aus dem Jahr 1963 handeln.

Viele Grüße

Jürgen


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RE: Reaktivierung einer alten Fleischmann-Dampfmaschine

#5 von hchris , 29.08.2020 22:43

Hallo Jürgen,

wow, vielen Dank für die ausführlichen Informationen zu meiner Dampfmaschine, das hilft mit sehr weiter! Ich werde die Maschine mit dem Wissen aus Deinem Beitrag noch einmal genau durchsehen, ölen und dann mal vorsichtig anheizen.

Viele Grüße
Christian


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RE: Reaktivierung einer alten Fleischmann-Dampfmaschine

#6 von Dampfopa , 30.08.2020 14:31

Hallo Christian,

was ich gestern noch vergessen habe: wenn du länger Spaß an deiner Fleischmann Dampfmaschine haben möchtest, solltest du dir den Wasserstandsanzeiger etwas genauer ansehen. Die Andruckplatte unter der Schutzverblendung neigt dazu, gerade bei häufigerem Gebrauch, Rost anzusetzen. Der Schutzanstrich zollt dem Alter Tribut und Rost führt dazu, daß die Anschlüße des Wasserstandröhrchens undicht werden.

Du drehst die zwei Befestigungsschrauben vorsichtig heraus. Sollten sich die Schrauben dagegen wehren, sprühst du die Umgebung der Schraubverbindungen mit einem gängigen Rostlöser, z. B. WD 40, ein und läßt den Rostlöser etwas länger einwirken. Ggfls. wiederholen. Sind die Schrauben erst einmal ab, nimmst du den Wasserstand vorsichtig auseinander. Die Dichtungen am Glasröhrchen werden dabei vermutlich zerbröseln. Jedenfalls sind sie nicht mehr zu gebrauchen. Die Umgebung der zwei Löcher im Kessel reinigst du bis daß sie metallisch blank sind. Das geht in der Regel auch mit dem Rostlöser. Danach mit Essig Essens, Spiritus oder Zitronensäure den Rostlöser oder was du auch sonst zum Reinigen benutzt hast, sogfältig entfernen. Die Gewindeeinsätze und die Schrauben reinigst du auf die gleiche Weise.

Dann nimmst du dir die Andruckplatte vor, befreist sie vom alten Lack und dem vorhandenen Rost. Das Teil muß ebenfalls metallisch blank sein. Ich nehme dazu meinen Dremel und eine feine Drahtbürste. Danach die Andruckplatte mit Spiritus abwischen und 2 bis 3 mal mit Rostumwandler streichen. Den Rostumwandler nach jedem Streichen im feuchten Zustand mit Wasser abwaschen. Der Rostumwandler dringt bis in die feinsten Struckturen des Metalls vor und verhindert ein Weiterrosten. Bei der Arbeit unbedingt Latexhandschuhe tragen, sonst gibt es für einige Tage häßliche graublaue Finger. Jetzt kannst du die Andruckplatte neu lackieren. Ich nehme dazu Emaillelack aus dem Modellbau. Das Glasröhrchen muß auch penibel gereinigt werden. Es reicht aus, das Röhrchen in Essig oder Zitronensäure zu legen und sobald es sauber ist trocknen zulassen.

Die Frage nach neuen Dichtungen löst du, indem du dir ein Stück hitzebeständigen Silikonschlauch besorgst, das vom Innendurchmesser her dem Aussendurchmesser des Glasröhrchens entspricht. Der Schlauch muß stramm auf das Röhrchen passen. Von dem Schlauch schneidest du mit einem sehr scharfen Messer oder einem Skalpell 2 dünne Scheibchen gerade ab. Fertig sind die Dichtungen. Beim Einsetzen der Dichtungen streichst du von den Enden der Röhrchen aus gesehen, nachdem die Silikondichtungen aufgeschoben sind, etwas flüssiges Silikon auf die Verbindung zwischen Röhrchen und Dichtung. In die Gewinde am Kessel drückst du ebenfalls etwas von dem flüssigen Silikon. Jetzt kann der Wasserstand wieder angeschraubt werden. Achte darauf, daß die Schrauben gleichmäßig fest angedreht werden. Eventuell herausquellendes Silikon kannst du sauber mit einem Lappen entfernen.

Ich warte dann immer 2-3 Tage bevor ich eine Maschine wieder anheize. Das flüssige Silikon bekommst du über das Internet in kleinen Tuben. Wird normalerweise beim Einsetzen von z. B. Ölwannen bei Autos benutzt. Das Silikon verübelt auch kleinere, dünne Ölrückstände nicht.

Viele Grüße und noch einen schönen Sonntag

Jürgen


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RE: Reaktivierung einer alten Fleischmann-Dampfmaschine

#7 von koef2 , 01.09.2020 23:01

HAllo zusammen,

die Delle auf Bild 2 sieht auch irgendwie länglich aus und ins innere des Kessels gedrückt.

Da ist vermutlich was drauf gefallen. Aber vieleicht habe ich auch einen Knick in der Optik.

Bei diesen kleinen Maschinen bei den geringheren Drücken sollte man generell auch vorsichtig sein, aber wenn Du die Flamme unter dem KEssel wegnimmst und auch gleichzeitig über die Dampfpfeife Druck ablässt, kann nicht so viel passieren.

Anders sieht dies aus bei Kesseln mit höherern Drücken.

Generell wichtig: wenn die Undichtigkeit größer wird, dann expandiert auch der Dampf sofort und kann noch mehr zerstören. Bei großen Maschinen führte das zu Explosionen. Viele Fehler wurden in den ersten Jahren der Dampfmaschine bewusst gemacht. Der Technische Überwachungsverein TÜV hatte die Aufgabe, Dampfmaschinen regelmäßig zu überprüfen.
Und deswegen gilt auch beim Dampfkochtopf --> immer erst Druck ablassen.

Nur bei den kleinen MAschinen siehst Du sofort, wenn irgendwo was passiert. Die Dampfröhrchen kann man auch selbst wieder mit Weichlot anlöten - keine Elektroniklot. Dampfrörchen führen vom Kessel zum eigentlich Dampfmaschinenaggregat.

Ich war übrighens in einem Dampfmodellforum, in dem viele ihre Dampfmaschinen und Dampfkessel selbst gebaut haben. Da zieh ich wirklich den Hut vor diesen mechanische Fertigkeiten.

Ich reinige meien Modelle mit Ballistol, da sich bei meinen Wilescomaschinen schon mal mit WD40 die geprägten MAuerbleche verfärbt haben. Aber andere machen das mit WD40 ohne Probleme.

Ich freue mich, dass soviele in diesem Forum dem Dampfmodellhobby fröhnen. DA könenn wir richtig mal Dampf und Druck ablassen

Viele Grüße
Kai
Koef2


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Kai
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