Reparatur eines minderwertigen Uhrwerks

#1 von Sammelwahn , 03.12.2018 16:18

Hallo,
als Sammler steht man manchmal vor der Aufgabe, ein Uhrwerk zu reparieren. Bei den besseren Modellen ist das meistens kein unlösbares Problem.

Allerdings sieht das bei den primitiven Billigantrieben schon anders aus. Das folgende zeigt eine Brutalvariante, ein Uhrmacher sollte jetzt besser nicht weiterlesen.

Mein Opfer war ein defektes Uhrwerk von Brimtoy aus den 30er Jahren, dieses sind die miesesten Uhrwerke welche ich kenne, nur vergleichbar mit billigem Blech aus China.



Folgendes Problem: Auf der Antriebswelle (3) sitzt ein Messingzahnrad mit aufgepresstem Blechzahnrad (2) (Zahnrad ist übertrieben, die Sägescheibe bei einer Proxxon Schleifmaschine ist dicker), dieses Blechzahnrad greift in eine Welle mit einer Unwucht (1) , diese Welle besteht wohl aus Zink, lässt sich zumindestens mit einem Messer problemlos abschaben. Das Blechzahnrad hatte die Welle runtergerieben und war dabei auch zerstört worden.



Die Welle mit der Unwucht war kein Problem, die Unwucht steckt nur auf der Welle und wurde einfach auf die andere Seite geschoben und die Welle umgedreht.

Ein gutes Zahrad war noch in einem schrottreifen Motor. Das große Problem dabei ist die Anriebswelle, diese wurde nach aufschieben des Zahnrades mehrfach breiter gepresst. Bei der Welle des defekten Motors war das kein Problem, einfach im Schraubstock die breiteren Stellen plattgepresst und das Zahnrad ging von der Welle runter.



Das größte Problem war jetzt, das Zahnrad auf die andere Antriebswelle zu bekommen, ohne diese zu zerstören. Zuerst wurde der Platz der alten Zahnräder auf der Welle markiert, danach das Messingzahnrad weggefräst. Dadurch war das Blechzahrad lose und verschiebbar. Nun wurde die Antriebswelle mit einer Trennscheibe genau mittig unter dem Messingzahrad durchtrennt und durch leichtes auseinanderdrücken die defekten Teile entfernt.



Danach wurde die Antriebswelle mit etwas 2K Kleber von beiden Seiten in das neue Zahnrad eingepresst. Nach trocknen des Klebers lief der Antrieb wieder leidlich, aber er hakte noch sehr.
Deshalb wurde er erstmal richtig verölt, allerdings nur für ein Einlaufphase. Nach ca 20 mal aufziehen und ablaufen lassen war dann alles gut. Das obige Bild zeigt den öligen Motor wärend des Einlaufens, danach wurde er noch mal in Benzin ausgewaschen.

mit bestem Gruß
Arne


Blech, hgb, Udo, Knolle, hadock69 und koef2 haben sich bedankt!
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RE: Reparatur eines minderwertigen Uhrwerks

#2 von Rhombe , 04.12.2018 23:24

Hallo Arne,

Ich glaube wenn bei einem Uhrwerk etwas hakt, mal abgesehen vielleicht von der Feder, zumindest bei einigen Modellen, ist meistens Alarmstufe Dunkelgelb bis Orange.

Ich habe eine KB 4640 ohne R, bei der die Zahnräder der Wippe zur Verstellung der Fahrtrichtung komplett ruiniert waren:



Gerettet hat mich eine -Seelenverkäufer- Lok, bei der so gut wie alles am Ende war, erstaunlicherweise war genau diese Wippe noch nutzbar...
Nach viel Nieten aufbohren und Schrauben einpassen läuft sie jetzt wieder, hoffentlich lange.



Ohne E-Teile ist das beste Werk verloren, aber man kann es ja auch so sehen: auch wenn die Lage ernst ist, muss sie nicht immer hoffnungslos sein.

beste Grüsse, Daniel


koef2 hat sich bedankt!
 
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