zu diesem Thema herrscht noch viel Unwissenheit, ich versuche einmal, etwas Klarheit zu schaffen. In den 70er und 80er Jahren hat Roco enorme Mengen an Modellbahnen und Militär-Modellen nach USA als Lohnfertiger geliefert. Diese Modelle entstanden im Auftrag exklusiv für bestimmte Importeure und wurden nur unter deren Namen in den USA verkauft. Hier eine kleine Übersicht, ich fange mit den Lokomotiven an. Leider habe ich nicht von allen Modellen Bilder.
Model Power:
Für Model Power wurden 6 verschiedene Dieselloks produziert:
-Baldwin RF16 "Sharknose" A-Unit -dto. B-Unit (Booster ohne Führerstand) -Alco FA1/2 (ich nenne sie mal so, weil das Gehäuse eine Mischform der beiden Typen ist), A-Unit -dto. B-Unit -EMD E7A -EMD E9A
Baldwin Sharknose A-B (die Santa-Fe Loks sind leider unterschiedlich lackiert und passen nicht wirklich zusammen. Der Rahmen bei der A ist rot, bei der B silbern). Schön bei diesen Modellen ist der sehr enge Kuppelabstand. Beide Modelle gab es motorisiert und als Dummy.
Hier die Alco FA1/2 der Canadian Pacific (CP Rail). Das Gehäuse hat die Länge der FA2, aber die Lüfteranordnung der kürzeren FA1. Auch hier gab es einen B-Unit, jeweils mit und ohne Motor.
Die EMD F9 ist an den Bullaugenfenstern zu erkennen. Die sehr ähnliche E7 hat dagegen eckige Maschinenraumfenster. Es gab keine passenden B-Units. Auch hier, sowohl mit, als auch ohne Motor.
Atlas
Für Atlas entstanden neben einer EMD FP7A eine Reihe von Hood-Units (Loks mit schmalen Aufbauten und Geländer). Alle Modelle gab es beschriftet für verschiedene Bahngesellschaften und auch unlackiert.
-EMD FP7A (verlängerte F7A mit Heizkessel für den Personenverkehr) -EMD SD24 High Nose -EMD SD35 Low Nose -EMD GP38 High Nose -EMD GP38 Low Nose -Alco S1000 Rangierlok
Die folgende Lok der Santa Fe ist die SD24
In den Farben der Pennsylvania ist die FP7A ausgeführt. Im Modellbahnkatalog von Bernhard Stein 1978 wird eine F7A gezeigt, das Bild ist falsch, die gab es nicht von Atlas.
Und hier noch die Alco Rangierlok als Santa Fe Zebra.
AHM
AHM war ein Importeur für alle Arten von Modellspielwaren, neben dem Roco Minitanks-Sortiment waren auch jede Menge Modelleisenbahnen im Sortiment. Anfangs wurden qualitativ hochwertige Modelle von Rivarossi und Roco angeboten, im Laufe der Zeit änderte sich das Programm hin zu Billigprodukten aus Jugoslawien und Asien. Von Roco für AHM kam nur eine einzige Lok, eine Alco Century C430.
Tyco
Ein bemerkenswertes Roco-Modell hatte Tyco im Sortiment, das beschreibe ich einmal detailliert. Es handelt sich um eine F7A, die so komplett anders ist, als man es von Roco kennt.
Schauen wir mal genauer hin. Die Lok hat, ähnlich der Athearn F7A, keine Fenstereinsätze. Der Antrieb ist nur auf zwei Achsen (die hinteren). Nix mit Mittelmotor und Metallchassis. Die Lok wirkt billig und ist sehr leicht. Aber, "Made in Austria" steht auf der Unterseite des Drehgestells.
Jede Achse hat ein Messingrad und eins aus Plastik. Das ist gut für eine unzuverlässige Stromabnahme. Die Drehgestelle vom Typ "Blomberg-B" stammen nicht aus dem hauseigenen Baukasten (wo dieser Drehgestelltyp schon in einer optimalen Ausführung vorhanden gewesen wäre), vielmehr sind sie zu lang und entsprechen mit dem Radstand anderen Tyco Drehgestellen mit dem sog. "Power-Torque" Antrieb. Die recht scharf nachgebildeten Details sind aber eher wieder Roco-Standard. Die seitlichen Führerstandsfenster wirken viel zu klein. Neben der "Spirit of 1776"-Lackierung gab es vermutlich nur noch eine F7A der Santa Fe, die bei Roco produziert wurde. Alle anderen F7 von Tyco sind m.W. nicht aus Österreich.
In einem zweiten Teil zeige ich demnächst noch ein paar Güterwagen.
ja, die sind definitiv von Roco. Bei der Santa Fe steht ja auch Roco drunter. Ich denke, daß bei der D&H eine Bodenplatte fehlt, die diese Aufschrift trägt.
In den 90ern gab es diese Sharks noch einmal von E&R Models (die Firma, die auch die australische Monorailpackung im Programm hatte). Ob diese Loks in Salzburg gefertigt wurden weiß ich nicht. Theoretisch könnte es auch sein, daß die Formen abgewandert sind.
Auch die Atlas-Loks sind plötzlich in den 90ern nochmal aus der Versenkung aufgetaucht. Die waren "Made in Mexico" und stammen deshalb nicht von Roco.
Der Vollständigkeit halber, es gab auch noch Kopien von einigen dieser Loks. Die SD24 von Tyco hat auffallend viele optische Gemeinsamkeiten mit der Atlas/Roco und auch die SD35 von Pemco ist eine billige Kopie der Atlas-Lok.
Bei mir verdient sich die Fairbanks-Morse H12-44 von Walthers (932-1305) ihre Brötchen mit dem Rangieren von Caboose, und die trägt auf der Unterseite eines Drehgestells das „Made in Austria“. Gekauft habe ich die Lok in Grand Rapids in 2001. Die Lok hat also schon zwei Mal den Atlantik überquert .
Von E-R Models habe ich eine FP7 in Southern Pacific „Black Widow“ Lackierung, die ebenfalls auf dem Drehgestell ein stolzes „Made in Austria“ zeigt. Die Lok wartet derzeit noch auf ihren Einsatz auf der Anlage zusammen mit passenden F7B und F7A Units von Stewart Hobbies.
stimmt, irgendwie war da noch was mit Walther's. Die hatte ich ein bisserl "vertrunken" . Mit der E-R FP7 lüftest Du das Geheimnis der Herkunft dieser Modelle. Da haben die tatsächlich die uralten Formen nochmal ausgegraben und sogar benutzt.
Wie versprochen, zum zweiten Teil, den Güterwagen. Diese Güterwagen waren alle bei AHM im Sortiment. Einen Teil davon gab es aber auch von Model Power. Roco hatte hier sehr schöne und fein gestaltete Modelle geliefert, die es z.T. bei anderen Herstellern nicht gab und die sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen (wenn man den aufgerufenen Preisen glauben kann). Alle Modelle gab es in verschiedenen Varianten und Roadnames. Das Folgende ist nur ein Teil des Gesamtsortiments (in Bayern "Magentratzerl"), die Modelle hatte ich in meiner Sammlung, aber mittlerweile schon verkauft.
Boxcar 40' Pullman Standard PS1
Stock Car 40'
Die folgenden zwei Wagen sind Weinfaßwagen und waren seiner Zeit in dieser Form nur von Roco/AHM erhältlich.
Offener Güterwagen mit Stahlwänden (Vorsicht, Verwechslungsgefahr mit dem fast identischen Rivarossi-Modell)
6-Dome Tanker, der war auch wo anders nicht im Sortiment
Wood Side Gondola (Vorsicht, gab es auch ähnlich von Mehanotehnika)
Chemiekesselwagen 1-Dome (das war die Basis für den schwarzen oder silbernen Tankwagen im Europaprogramm)
Zwei verschiedene Double-Door Automobile Boxcars mit Holzwänden (sowas gab es auch von Mehanotehnika)
Zwei Wide-Vision-Cabooses (ähnliche gab es später auch aus chinesischer Fertigung von AHM)
Flatcar mit Gitteraufbau hoch
Faltcar mit Gitteraufbau niedrig
Ore Car (der war in den 90ern mal vor Weihnachten mit einer Mozartkugel beladen hierzulande erhältlich)
Woodside Reefer
Wer mehr über den dahinter verborgenen Nummernsalat wissen möchte, in Berhard Steins Int. Modellbahnkatalog kann man das nachlesen, oder man besorgt sich die, zugegeben etwas schwer zu findenden, Kataloge von AHM.
So, jetzt wird es kompliziert.... Will ich einen AHM-Wagen von Roco kaufen, wie erkenne ich ihn unter den ganzen Doubletten? Die Dinger gibt es hauptsächlich bei eBay, also schauen, ob der Verkäufer "Made in Austria" dazuschreibt. Das ist ein guter Hinweis, auch wenn die Möglichkeit besteht, daß die Verpackung vertauscht wurde. Dann auf die Drehgestelle schauen. Rocowagen hatten immer extrem fein ausgebildete Bettendorf-Drehgestelle (keine Archbar, keine Timken oder so), die immer pechschwarz waren. Und hier kommt ein neuer Beitrag zu österreichischen US-Wagen (den hatte ich 2019 schon mal in einem anderen Forum gepostet):
Ich vermute, der Bedarf an Modellbahnen war so groß, daß man bei Roco diesen allein nicht decken konnte und an Liliput herangetreten ist, um um Unterstützung zu bitten. Zumindest machen die AHM-Nummernkreise keinen Unterschied zwischen Modellen von Roco und Liliput. Es gab aber Unterschiede. Liliput produzierte zunächst Pullman Standard Box Cars und Reefer (Kühlwagen), die vom Typ den Rocowagen entsprachen. Allerdings wurden bei Liliput die Aufstiegsleitern nur angegossen. Die Drehgestelle der Wiener Wagen waren etwas klobiger und grau, während die von Roco schwarz waren (vgl. mit Wagen oben im ersten Teil). Nachdem diese Güterwagen nur mit "Made in Austria" markiert waren, wird in USA allgemein der Gedanke vertreten, daß Roco der alleinige Lieferant war. Das ist falsch.
Im Laufe der Zeit produzierte man auch Modelle, die kein Äquivalent aus Salzburg hatten, wie z.B. diesen gedeckten Hopper.
Übrigens ließ Con Cor seine Streamliner-Schnellzugwagen bei Liliput produzieren und es gab auch eine Alco PA aus Wien.
Zurück zu Mehanotehnika. Augenscheinlich gingen die Exporte von Österreich nach USA Ende der 70er Jahre deutlich zurück und AHM suchte nach preiswerten Alternativen. Roco war mittlerweile mit der Eroberung Deutschlands beschäftigt. AHM fing an für Kurze Zeit Modelle von Lima zu beziehen, vermutlich mit relativ geringem Erfolg. Mehanotehnika war schon als Lieferant von H0e Feldbahnloks im Spiel, jetzt wurde alles mögliche geordert. Die in Jugoslawien gefertigten Güterwagen sahen z.T. den Rocomodellen täuschend ähnlich, anfangs hatte ich die Vermutung, daß Roco die Formen verkauft hatte. Aber das stimmt nicht. Hier zum Vergleich, der orangefarbene ist der Rocowagen, der gelbe ist von Mehanotehnika:
Bei den AHM-Wagen, immer Drehgestelle anschauen, wenn man Roco möchte, ganz wichtig!