Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#1 von AbzweigLetter , 23.11.2015 18:32

Hallo Leute,

meine Geschichte hatte ich schon in einem anderen Forum begonnen. Hier bei Euch wurde ich darauf inzwischen mehrmals angesprochen.
Aus diesem Grund - und - weil ich diese Modelle eigentlich immer als "mein" Modellbahn-Zubehör gesehen habe, ist sie hier bei Euch gut aufgehoben.

Diese wahrheitsgemäße Geschichte, die noch nicht völlig abgeschlossen ist, schreibe ich in Fortsetzungen.

Ich werde Euch ab jetzt in lockeren Zeitabständen mit den nächsten Folgen versorgen!

Viel Spaß eim Lesen!

Gruß

Uwe Ganther

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Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#2 von AbzweigLetter , 23.11.2015 18:44

Ganther-Modell: Die Geschichte eines kleinen Pioniers des Resin-Automodellbaues in Deutschland - Copyright by Uwe Ganther

oder

Die Geschichte eines (fast) vergessenen H0-Automodell-Herstellers

Hallo Leute,

Vorwort

Die älteren H0-Modellsammler unter uns werden vielleicht von früher noch meinen Namen kennen.
Wer nach Ganther in Verbindung mit Goggo oder Spatz oder Lloyd oder Tempo oder Mopetta oder oder... sucht (Google etc.), wird sicherlich noch immer fündig werden.
Mein Name wird auch noch immer als Hersteller in allen einschlägigen Tabellen und Listen von H0-Automodell-Seiten geführt (zumindest bei den historischen Herstellern).

Bei Ebay werden dann und wann auch noch Ganther-Modelle aus Sammlungsauflösungen gebraucht angeboten.

Die Geschichte der Ganther-Modelle, die einen großen Teil meiner Freizeit ausgefüllt haben, will ich hier niederschreiben, bevor die letzten H0-Sammler meine Resin-Produktion ab 1980 völlig vergessen haben.

Ganther-Modelle wurden in mehreren tausend Stück, als Fertigmodell von mir oder meiner damaligen Frau handlackiert, in alle Welt verkauft.
Außerdem habe ich damals Kits (Bausätze) angeboten. Zuerst als Gießharz-Rohguß, später mit einer grauen Grundierung versehen.

Heute noch namhafte Modellbahn-/Automodell-Händler in ganz Deutschland führten damals mein Programm.

In diversen Auto-Museen waren oder sind meine Modelle in Wand-Vitrinen noch zu entdecken.

Andere Kleinserienhersteller "coverten" ungefragt einzelne Modelle und stellten diese dann als Metallguß-Bausatz oder Fertigmodell her (z. B. Lion-Modell/Lloyd 300).
Außerdem wurden von heute namhaften Herstellern meine Modelle in kleinere Maßstäbe (N-Maßstab) per Kopierfräse (o. ä.) übertragen und ungefragt als Metallmodell vermarktet (Goggo, Goli).
Piraterie war damals noch ein Kavaliersdelikt und einige dieser ungleichen Brüder und Schwestern sind heute noch erhältlich.

Das würde ich natürlich nicht behaupten - schon gar nicht mit Namensangabe - wenn ich es nicht beweisen könnte, da mir meine entsprechenden Handmuster/Urmodelle noch heute vorliegen.

Auch das Goggomobil T-Modell von Reinhard Oestmann (Oestmodell) basiert auf meinem Urmodell von 1979/80.
Es ist jedoch eine legale Weiterentwicklung, da Reinhard mein Freund ist und ich zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr im Geschäft war. Wir haben lange Zeit locker zusammengearbeitet - darüber später mehr.

Hier die Titelseite des 1983/84er Kataloges meines damaligen Haupt-Partners, der Firma EMS - Eberhard Schmidt (vormals Bremen, später Arolsen-Mengeringhausen, zwischenzeitlich Brilon, dann wieder Arolsen-Mengeringhausen - heute nicht mehr existent):


Hier folgt nun ein kleiner Fortsetzungsroman in unregelmäßigen Abständen, eine wahre Geschichte eines alten Pioniers des Resin-Automodellbaues in der Bundesrepublik Deutschland.

Hier ein Beispiel von EMS-Kleinserienmodellen (Fertigmodelle) jener Zeit (Resin):


Ein KTW auf MB W123-Basis, ein TSF auf Ford-Transit-Basis, ein LF8 auf Ford FK 2500-Basis

Und hier noch ein Beispiel von PKW-Modellen von EMS. EMS war eigentlich Spezialist für Einsatzfahrzeuge, Zurüstteile, LKW-Kabinen - mit PKW hatte er selbst eher weniger am Hut.
Entsprechen wenig PKW waren bei Eberhard Schmidt im Angebot.

Hier aber ein gutes Beispiel für zwei PKW, die EMS seinerzeit in ausgezeichneter Gußqualität herstellte als Rohguss/Kit/Bausatz. EMS war zu dieser Zeit absolut führend in der Resin-Qualität und hielt direkten Kontakt zu den Chemiefabriken:



Es handelt sich hier um Kopien von Wiking-Modellen (Lloyd/Borgward Arabella und Goliath GP 900). Die Rohgüsse/Kits/Bausätze wurden von ihm grundiert geliefert.
Wie bereits gesagt: Piraterie war ja damals ein Kavaliersdelikt.


Es war ja noch weit vor dem Internet-Zeitalter und so war der Vertrieb anfangs damals sehr beschwerlich. Später wurde meine "Produktionskapazität" weit mehr als ausgefüllt.

Seite 17 des gleichen Kataloges, auf dem mein "Produktionsspektrum" dieses Jahrganges einem "breiten Publikum" angeboten wurden:


Zu dem Tempo-Pritschenwagen ist noch zu sagen, dass es damals falsch angeboten wurde. Es handelt sich in Wirklichkeit um ein 1936er Tempo E 200 mit kleiner Tiefpritsche (Blech).
Die E-Serie bei Tempo (Vidal & Sohn) war etwas zierlicher (kleineres Fahrerhaus) als die spätere A-Serie ab 1938 (Einheits-Dreirad) und die Nachfolger-Serien Hanseat und Boy.

Es wäre nett, wenn der eine oder andere, der meine Modelle noch in Erinnerung hat, hier ein kurzes Statement abgeben könnte.

Fortsetzung 2 folgt in diesem Theater

Gruß

Uwe Ganther

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RE: Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#3 von horst-dieter , 23.11.2015 19:25

Uwe, endlich hier im Forum.
Das ewige Rumgehüppe, hat ein Ende.
Ich danke Dir herzlichst
und darf alle Forenmietglieder auf diese Beiträge nur einladen zu lesen.
Ich hatte selbst das Vergnügen von Uwe einige Fahrzeuge in den 1970er Jahren
zu erwerben, oder zusammen zubauen.
Uwe ist ein begnateter Mensch in Sachen Modellbau.
Grüße aus Langen
Horst-Dieter


Grüße aus Langen Rhein-Main


 
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Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#4 von AbzweigLetter , 24.11.2015 21:38

Hallo Leute,

ich sagte ja bereits, dass ich meine Geschichte in einem anderen Forum schon begonnen hatte. Da die Fortsetzungen dort schon weiter sind als hier, werden die ersten Folgen erst einmal in kürzen Zeitabständen erscheinen.

Heute Abend kommt noch die Folge 2.

Spätere Folgen erscheinen dann in längeren, unregelmäßigen Abständen.

Gruß

Uwe Ganther


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2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#5 von AbzweigLetter , 24.11.2015 21:48

Hallo Leute,

Fortsetzung 2

Vorgeschichte der Ganther-Modelle:

Es war in den späten 1960er Jahren, den frühen 1970er Jahren:
Da war ein in der Pubertät befindlicher Jugendlicher, der anfing, sich für das weibliche Geschlecht zu interessieren, harte Rockmusik hörte und langsam vergaß, welche Hobbies er außerdem vorher noch hatte...

Gleichzeitig wurden die Fahrzeuge der frühen Jugend, die Vorkriegsfahrzeuge, die sich im Nachkriegs-Deutschland der 1950er Jahre als Billig-Rutschen und Studenten-Autos großer Beliebtheit erfreuten, immer seltener.
Selbst die frühen Fahrzeuge der Nachkriegszeit waren unmerklich "plötzlich" fast verschwunden.
Die typischen Provisorien und "Verkehrshindernisse", die hoffnungslos untermotorisierten Rollermobile wie BMW Isetta, Glas Goggomobil (Goggo), Heinkel Kabine, Messerschmitt Kabinenroller (und Kollegen) und die Dreiradlieferwagen waren fast alle den Weg allen Alteisens gegangen.
Gehegt und gepflegt wurden diese nur noch von den Führerschein IV-Inhabern der Zeit bis 1954.


BMW Isetta Export - Maico 500 - Fuldamobil S7

Außerdem gab es damals einen echten Mangel an einschlägigen H0-Modellen dieser frühen Nachkriegs-Epoche.
Bei uns in der BRD gab es im H0-Maßstab eigentlich nur die Wiking-Modelle, die Märklin-Plastik-Modelle und die mir persönlich eher wenig bedeutenden Militär-Modelle von Roskopf und Roco.

Die sehr schönen DDR-Produkte waren mir damals unbekannt. Außerdem waren die Vorbilder, bis auf wenige Ausnahmen, bei uns in der BRD nicht geläufig.
Ähnlich verhielt es sich mit den Produkten aus Frankreich (Norev). Der Spanier Eko war in den 1960ern hier nicht erhältlich und hatte außerdem eine sehr "eigene Qualität". Später wurden sie von Walldorf/Duve importiert.

Andere zeitgenössische H0-Auto-Exoten, wie den US-Hersteller Varney, der in den 1950ern unverglaste US-"Straßenkreuzer"-Modelle herstellte (ähnlich Wiking/Roco), kannte man hier bei uns überhaupt nicht.
Noch heute ist das bei den meisten Vintage-Automodell-Sammlern eine absolute Bildungslücke.


Auf dem Foto oben ein Ford Crestliner, unten ein Ford Pickup. Beides US-Varney-Modelle der 1950er Jahre, ähnlich den damaligen unverglasten Wiking-Produkten.

Die Margarine-Autos, die durch Sammelpunkte von diversen Herstellern "verschenkt" wurden oder die man für 5 Pfg. am Kiosk mit einer Kaugummikugel bekam, waren meistens für einen "ernsthaften Modellbahner" von 5-7 Jahren Alter nicht akzeptabel (bis auf wenige sehr schöne Ausnahmen).

Ein paar Beispiele von Margarine-Autos (ich werde noch ein paar andere Beispiele zu gegebener Zeit zeigen):



Oben ein Borgward Hansa 1500 - leider kaputt. Da es ein interessantes Vorbild ist, werde ich ihn trotzdem aufheben.



Hier ein sehr seltenes Margarine- oder Werbe-Modell: Ein Gutbrod Superior Kombi:


Und zuletzt noch ein Margarie-Porsche 356 mit geteilter Frontscheibe - eindeutig eine Wiking-Kopie (wie war das mit der Piraterie?):

Warum nur sind mein Porsche und der Gutbrod ohne Räder?
Weil die Räder dieser Einfach-Modelle noch einfacher waren, als die Modelle selbst. Ich hatte um 1970 ein Autofriedhof-Diorama gebaut. Die Modelle hatte ich auf diesem Diorama als "Ruinen" untergebracht.

Als der Schrottplatz verschrottet wurde, habe ich die Modelle damals gerettet, die dort damals vor sich hin rosteten.


(Gutbrod Superior als Schrottfahrzeug) Der war damals ein "Hauptdarsteller" in dem Film "Goldfinger" mit Sean Connery. Ich habe den Film schon mehrmals gesehen
Dieses Bild schoss ich im Jahre 1970 in Hannover-Stöcken.

Siku-Plastik-Modelle waren bei einigen H0-Modellbahnern damals beliebt, aber mir waren die Dinger immer viel zu groß für meine H0-Modellbahn.
Kein Zweifel aber, dass Siku damals sehr interessannte Vorbilder im Programm hatte.
Sogar Isetta, Goggos, Messerschmitt, Fiat 600, Renault 4 CV, Lloyd LP 400, Goliath GD 750 etc. waren dabei.

Auch der bekannte Däne Lego baute ja Automodelle im angenäherten H0-Maßstab mit glänzenden Metallrädern. Mir gefiel jedoch weder der Silberglanz der Räder, noch, dass zumindest die PKW neben einem Wikinger viel zu groß wirkten.

Die Hammer-Modelle waren mir ebenfalls zu groß, viel zu bunt - trotz interessanter Vorbilder. Maßstäblich passten diese besser zu den Legos.


VW Karmann-Ghia, Opel Kapitän 1958, Borgward Isabella Coupé, DKW 1000 S, Opel Rekord 1958 Caravan

Der zeitgenössische Hersteller IGES war mir eigentlich gar nicht bekannt. Ich habe ergooglet, dass es sich um einen DDR-Hersteller handelte. Die Fahrzeuge waren damals ziemlich primitiv, noch primitiver als die ersten Wiking-Modelle.


Hier ein Beispiel eines Mercedes 300 SL der Vorserie

Der bekannte Brite Lesney (Matchbox) hatte sehr viele unterschiedliche Maßstäbe, aber kaum ein echtes H0-Modell im Angebot.

Beispiel von Matchbox-Autos aus der Zeit um 1960.


Matchbox Ford Zephyr und Bedford Abschleppfahrzeug.

Der Matchbox-Ford Zephyr würde gut zum britischen 00-Maßstab passen, der Matchbbox-Bedford LKW passt gut zu unserem H0-Maßstab. Insgesamt waren mir die Matchbox-Modelle auch immer etwas zu very british.

Also kurz gesagt:
Eigentlich kamen damals nur die Modelle von Wiking und Märklin für mich in Frage, die damals zwar teilweise unverglast waren, aber ihre Vorbilder zumindest in den Proportionen bestens darstellten.

Vergessen darf ich nicht, dass es bereits in der ersten Hälfte der 1970er Jahren einen Kleinserienhersteller gab, der Modelle der 1950er Jahre aus Weißmetall baute.
Das war die Firma Walldorf (Duve). Duve gründete später Praline.

Duve vertrieb diese Modelle als Bausatz und als Fertigmodell. Hier ein Borgward Isabella Coupé im Original Karton (noch ungebaut):


H0-Bausatz einer Borgward-Isabelle Coupé. Das Modell ist aus Weißmetall.

Schnitt!

Wie kommt man eigentlich in seiner Entwicklung vom Kind zum Manne dazu, sich Genren des Modellbaues zuzuwenden?
Das ist doch eigentlich Kinderkram (!?).
Gibt es keine besseren Möglichkeiten, die Freizeit mit sinnvollem Volumen zu füllen?

Wer nicht selbst das Kind im Manne für sich erhalten konnte, der tut mir leid!
Das sage ich heute vollen Ernstes - im mittlerweile fortgeschrittenen Alter von 60 Lebensjahren.

Dazu später

Fortsetzung 3 folgt demnächst in diesem Kino

Gruß

Uwe Ganther


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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#6 von Udo , 24.11.2015 23:45

Hallo, Uwe,

etwas zu den Margarine-Autos. Ich dachte immer, solche Stücke wären selten, weil wir Kinder seinerzeit nur die normalen Standmotive bekamen - keine Züge, keine Schienen, keine Autos, kaum Häuser. Dem ist aber nicht so. Auf Tauschbörsen für Margarine-Modelle wird das Material teilweise in Bananenkisten angeboten. Ich weiß nicht, woher die das ganze Zeug haben.

Und deine räderlosen Autos kannst du einfach nachrüsten, indem du die Räder eines anderen billigen Wagen nimmst. Austauschen ! Aber vorher die Achslager mit etwas Feuchtigkeit nass machen. So kommen sie ohne zu brechen aus der Halterung.

Was du noch nicht erwähnt hast, sind die früher Autos aus den Überraschungseiern von Ferrero. So groß wie die Wiking-Autos werden sie als "Wiking-Nachbauten" bezeichnet, sind aber eigenständig entwickelte Fahrzeuge von der Primitiv-Ausführung bis zum absolut genauen Modell. Das lag daran, dass die Firma Ferrero aus Frankfurt in der Anfangszeit ihre teilbaren Kapseln an diverse Spielzeughersteller schickten mit der Bitte, Spielzeug, dass ohne zu drücken in die Kapsel passte, anzubieten. Da gab es dann auch ganz tolle Modelle wie den Mercedes 540 K (als sogenannter Wiking-Nachbau, der andere, später hergestellte war bedeutend billiger), der schon 1995 mit 500 DM gehandelt wurde, denn, wie die Zeitschrift "Das Spielzeug" schrieb, "Die Suche nach diesem Fahrzeug ist wie die Suche nach der Stecknadel in einem Heuhaufen". Und wenn man ihn dann wirklich einmal angeboten bekam, musste man darauf achten, dass der Mercedesstern noch vorhanden war.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#7 von *3029* , 25.11.2015 01:05

Zitat von Udo im Beitrag #6
Hallo, Uwe, ...

Was du noch nicht erwähnt hast, sind die frühen Autos aus den Überraschungseiern von Ferrero. So groß wie die Wiking-Autos werden sie als "Wiking-Nachbauten" bezeichnet, sind aber eigenständig entwickelte Fahrzeuge von der Primitiv-Ausführung bis zum absolut genauen Modell. Das lag daran, dass die Firma Ferrero aus Frankfurt in der Anfangszeit ihre teilbaren Kapseln an diverse Spielzeughersteller schickten mit der Bitte, Spielzeug, dass ohne zu drücken in die Kapsel passte, anzubieten. Da gab es dann auch ganz tolle Modelle wie den Mercedes 540 K (als sogenannter Wiking-Nachbau, der andere, später hergestellte war bedeutend billiger), der schon 1995 mit 500 DM gehandelt wurde, denn, wie die Zeitschrift "Das Spielzeug" schrieb, "Die Suche nach diesem Fahrzeug ist wie die Suche nach der Stecknadel in einem Heuhaufen". Und wenn man ihn dann wirklich einmal angeboten bekam, musste man darauf achten, dass der Mercedesstern noch vorhanden war.

Schönen Gruß
Udo



Hallo Uwe und Udo und alle anderen Modellauto-Liebhaber,

zunächst einmal recht herzlichen Dank an dich, Uwe, für die interessanten Berichte, werde bei deiner Serie dran bleiben.

Weil du, Udo, diesen Ferrero "Wiking-Nachbau", allerdings in gegenüber dem Original von Wiking verkleinertem Maßstab,
des Mercedes Benz 540 K, ein feudales Traumauto der Dreissiger Jahre, hier angesprochen hast, dieser äusserst selten ist
und kaum gezeigt wird ... habe ich hier mal ein Bild davon (das rote Kompressor-Cabriolet) ...
Das Modell wurde nur 1974 produziert.



Ich werde, wenn gewünscht, die Tage gerne bessere Fotos nachreichen.

Viele Grüsse

Hermann



 
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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#8 von AbzweigLetter , 25.11.2015 02:14

Hallo Leute,

danke für Eure Beiträge.

Sogenannte Margarine-Autos gab es damals in unglaublich vielen Varianten. Auch die Qualität war sehr unterschiedlich. Einige dieser Dinger konnten sich teilweise durchaus mit den ersten alten Wikingern vergleichen lassen.

Es gibt auch ziemlich seltene Modelle darunter, die nicht alltäglich zu bekommen sind. Leider habe ich keine repräsentative Sammlung dieser Fahrzeuge. Einige dieser Modelle wurden im Auftrag von kleinen Auto-Herstellern von diesen unbekannten Herstellern als Werbemodelle hergestellt und von den Auftraggebern auf Ausstellungen verschenkt. Diese Modelle sahen auch nicht anders aus, als die Margarine-Autos. Die waren aber in sehr kleiner Auflage entstanden und sind teilweise kaum bekannt. Ich selbst hatte als Kind ein Modell eines Messerschmitt KR175 aus Polystyrol. Dieses Modell war incl. der Kanzel aus einem Stück gespritzt und gelb.
Ich habe es kaputt gespielt!
Niemals wieder sah ich irgendwo anders ein weiteres Exemplar.

Nach meiner unmaßgeblichen Meinung war die Masse der Margarine-Autos ähnlich handlich, wie die alten Wikinger - man darf sie ohne schlechtes Gewissen durchaus zu den H0-"Modellen" zählen.

Auch Modelle von verschiedenen Dreirad-Lieferwagen in H0 habe ich gesehen, die neben einem alten unverglasten Tempo-Hanseat von Wiking durchaus bestand hätten. Diese Modelle sind jedoch äußerst selten zu bekommen.

Ich versuchte schon sie zu finden, als ich in den 1970er und 80er Jahren noch auf Ausstellungen und Wiking-Tauschbörsen ging. Leider habe ich niemals welche für meine Sammlung bekommen. Außerdem gab es auch sehr schöne unverglaste Modelle von einem frühen DKW F89 Coupé, vom Borgward Hansa 2400 mit Fließheck, Tempo Wiking, Goliath-Modelle und ähnliche Exoten, die es bei den "etablierten" Herstellern niemals gegeben hat.

Die Radsätze dieser Modelle waren sehr unterschiedlich und es gab sogar "Drahtachser". Deshalb meine ich, dass es verschiedene, mir unbekannte Hersteller waren, die mit sehr einfachen unverglasten Modellen diese Marktlücken füllten und sich bewusst dem Wiking- oder Märklin-Stil der frühen Jahre mit einfacheren Mitteln annäherten.

Es gab in den Wundertüten damals auch sehr einfache Weichplastik-Modelle, die z. B. durchbrochene Scheiben hatten. Außerdem gab es als Geschenk für Kinder bei der Post einen Post-DKW Schnelllaster und einen Post-Hanomag L28 in gleicher Machart. Diese Autos zähle ich persönlich aber aufgrund des etwas zu großen "Volumens" auch nicht zu den H0-Modellen. Die passten von der Größe her zu Hammer-PKW's oder zu den Einfach-Autos mit durchbrochenen, aber hohlen Fenstern aus brüchigem Hartplastik.

Zu den Ferrero-Wiking-Kopien:
Ich bin im Moment noch in den 50er und frühen 60er Jahren. Da gab es zwar Wundertüten-Autos in H0, die ich den Margarine-Autos gleichsetze, aber die Ferrero-Autos waren noch nicht erfunden. Natürlich kenne ich die, aber die waren im Maßstab viel kleiner und passten nicht zur H0-Eisenbahn. Ich hielt sie immer für TT-Autos, weshalb sie für mich auch niemals interessant wurden.

Gruß

Uwe Ganther


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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#9 von Udo , 25.11.2015 07:47

Hallo, Uwe und Herrmann,

das stimmt - die Größe der Ferrero-Autos war etwas zu klein für H0.

Und Danke an Hermann für das zeigen des Mercedes 540 K von Ferrero. Hatte ich vorher noch nie gesehen. Nur das gleiche Modell, das später mit den Plastikachsen herauskam. Aber selbst dieses Modell ist selten, vor allem, wenn der Stern noch auf der Kühlerhaube ist.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#10 von kdoe_de , 26.11.2015 19:46

Hallo Uwe

da du in deinen Beiträgen die Groschenautos ansprichst, erlaube ich mir hier ein paar zu zeigen (sollte das deiner Meinung nach hier nicht passen, bitte einen Admin das zu verschieben).

Die wohl seltenste Serie wird von einigen Sammlern dieser Autos als "Kleinwagenserie" bezeichnet - weil die meisten Modelle eben solche sind. Es gibt 12 Modelle - neun davon kann ich im Bild zeigen. Dann gehören noch Ford 12M Kombi, Opel Record Kombi und ein Goliath dazu:



Ebenfalls selten sind die "Liebesperlen-Autos" - sie wurden 1953 als Behälter für Süsswaren (wahrscheinlich Liebesperlen) der Labina Verkaufsgesellschaft Berlin entwickelt. Die Modelle wurden auch anderweitig verwendet, z.B mit Prägung "Märkische Margarine" auf der Bodenplatte. Immer vorhanden ist eine zweizeilige Prägung aller Bodenplatten mit:
"D.G.M.
gesch."



Der eigentliche Hersteller beider Serien ist unbekannt.
Bei Interesse kann ich gerne noch andere Serien vorstellen ....

Gruß Klaus


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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#11 von horst-dieter , 26.11.2015 19:58

Klaus, gerne mehr.
Grüße Horst-Dieter


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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#12 von *3029* , 26.11.2015 20:40

Hallo Klaus,

danke für's Zeigen der Bilder - und ja, bitte, sehr gerne mehr von deinen Modellen.

Viele Grüsse

Hermann



 
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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#13 von kdoe_de , 26.11.2015 21:20

Zunächst noch mal der Ü-Ei-Mercedes 540K auf einem etwas besseren Bild - allerdings sind Räder und Scheibe nicht original (und ich habe das Modell auch nicht mehr):



Gruß Klaus


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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#14 von *3029* , 26.11.2015 21:41

Hallo Klaus,

schön, dass du vom dem Ferrero MB 540 K ein besseres Bild als meines zeigen kannst.

Da mein Foto eigentlich nur für interne Zwecke ähnlich einer Bestandsliste bestimmt war,
zudem vor ca. 10 Jahren mit einer für heutige Verhältnisse "schlechten" Digicam entstand,
werde ich das Auto raussuchen und zeitgemässe Bilder folgen lassen ...

Viele Grüsse

Hermann



 
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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#15 von *3029* , 26.11.2015 21:58

Hallo zusammen,

* Plastik-/Groschenauto Opel Kapitän '51 Drahtachser *


* Plastik-/Groschenauto Mercedes Benz 220 Metallachser *



Viele Grüsse

Hermann



 
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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#16 von Udo , 26.11.2015 23:39

Hallo, Klaus,

dein Bild zeigt zwar den Mercedes 540 K von Ferrero, aber nicht den Wagen, der als Wiking-Nachbau bezeichnet wird.

Es ist so: Wiking-Nachbauten von Ferrero sind aus einem Stück (also, aus mehreren Stücken, aber zusammengeklebt), haben Drahtachsen und innen von außen nicht sichtbar den Herstellerhinweis "Cosmos". Dein hier gezeigter 540 K ist zwar auch selten, besteht aber aus mehreren Teilen, die auseinandernehmbar sind. Und wichtig ist immer der Mercedesstern auf der Kühlerhaube, der in der Regel abgebrochen ist.

Ich habe schon vor langer Zeit leider alle Wiking-Nachbauten verkauft, auch die doppelten, aber zwei Teile habe ich noch gefunden: Den Mercedes Rennwagen und die Dampfwalze. Die sind damals beim Verkauf übersehen worden. Davon mache ich morgen Bilder und auch von einigen anderen größeren Fahrzeugen, die mehr dem H0-Maßstab entsprechen und auch in den Eiern waren.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#17 von kdoe_de , 27.11.2015 08:23

Doch, doch - das ist schon der richtige ...


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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#18 von Udo , 27.11.2015 08:37

Hallo, Klaus,

ich habe nun kein Vergleichsmaterial hier, aber es sieht so aus, als wenn der Wagen hinter dem vorderen Kotflügel getrennt werden kann. Hat der Wagen Drahtachsen ?

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#19 von Udo , 27.11.2015 13:08

Hallo,

jetzt habe ich Bilder von Ferrero-Autos gemacht. Der große silbergraue Porsche stammt aber nicht von Ferrero, sondern mutmaßlich war das eine Beigabe in Frankreich zu Waschpulver. Deutlich sieht man bei Ferrero die Drahtachsen der Wiking-Kopien.





















Als nächstes zeige ich euch zwei Oldtimer, den gelben Renault Torpedo 1928 und den blauen Delahaye 1935. Beim Renault fehlt links ein Ersatzrad. In der Vierer-Serie gab es noch den Bugatti 1927 und den Lancia Dilambda.









Das hier ist ein Alfa Romeo P2. In der Serie gibt es noch den Ferrari F2, einen anderen Alfa Romeo ohne genaue Bezeichnung und einen Bugatti.







Jetzt kommt der Mercedes 540 K in der zweiten Ausführung. Also hat Klaus den ersten als Wiking-Nachbau (den er unter Beitrag # 13 abgebildet hat), wie man leicht unterscheiden kann.









Und zum Schluß noch ein Mercedes Cabriolett, das 1995 mit immerhin 100 DM gehandelt wurde. In der Serie gab es noch den Stratos, einen Porsche und das Volkswagen-Cabrio, jeweils zu einem ähnlichen Preis.









Aber grundsätzlich gilt: Auch diese größeren, zusammensteckbaren Autos wie der Renault oder der Delahaye (es gibt in dieser Serie noch den Bugatti 1927 und den Lancia Dilambda) sind für H0 eventuell noch etwas zu klein. Die beiden genannten Fahrzeuge habe eine Länge von 60 mm. Und der Mercedes 540 K ist 54 mm lang. Vllt sind die sonstigen hier aufgeführten Fahrzeuge aber auch nicht länger.

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#20 von HanseWikinger , 27.11.2015 13:33

Zitat von Udo im Beitrag #19
Hallo,

jetzt habe ich Bilder von Ferrero-Autos gemacht. Der große silbergraue Porsche stammt aber nicht von Ferrero, sondern mutmaßlich war das eine Beigabe in Frankreich zu Waschpulver. Deutlich sieht man bei Ferrero die Drahtachsen der Wiking-Kopien.

Schönen Gruß
Udo



Hallo Udo,

der Benz-Rennwagen und der Renault-Trecker haben zwar Drahtachsen, es handelt sich jedoch nicht um Wiking-Kopien. Sie werden zwar öfters als solche angeboten, es gibt aber keine entsprechenden Wiking-Vorbilder. Ich meine es gab noch mehr Modelle, z.B. ein Londoner Taxi, die zwar zu den Wiking-Kopien passen, aber eigentlich keine sind.

Hier scheint ja ein gewisses Interesse für die diversen Plastikauto-Serien zu geben, auch ich finde sie interessant. Aber vielleicht sollte das in einen extra Thread ausgelagert werden, denn eigentlich geht es hier um Ganther-Modelle. Diese kannte ich übrigens noch gar nicht, gerne mehr davon!

Gruß,
Carsten


 
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RE: 2. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#21 von Udo , 27.11.2015 14:26

Hallo, Carsten,

ja, das ist richtig: Weder der Traktor noch der Rennwagen als auch das Taxi haben Vorbilder, wurden aber zeitgleich produziert und werden damit zu den Wiking-Kopien zugeordnet, obwohl es keine entsprechende Vorbilder gab. Hier sollten nur die entsprechenden Drahtachsen gezeigt werden. Und weil ich schon mal dabei war, habe ich schnell noch ein paar andere Autos von Ferrero gezeigt.

Aber richtig, hier wird von den Ganther-Modellen gesprochen. Das mit den Ferrero-Autos war nur eine kleine Einflechtung. Übrigens, ich kannte Ganther-Autos bisher auch nicht. Die sind auf jeden Fall seltener als solche Überraschungseier-Autos.

Schönen Gruß
Udo


 
Udo
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3. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#22 von AbzweigLetter , 28.11.2015 01:45

Hallo Leute,

Nun mal wieder zum eigentlichen Thema...

Fortsetzung 3


Stationen - Meilensteine - Weiterentwicklung

Schon in allerfrühester Jugend, als ich noch nicht einmal richtig sprechen konnte, waren mir die damals üblichen Automarken bekannt. Ich verblüffte die Leute immer damit, dass ich die Marken der am Straßenrand geparkte Fahrzeuge benennen konnte. Das erkannte ich jedoch zuerst hauptsächlich an den unverwechselbaren Markenzeichen, die mir mein Vater beibrachte (VW, Mercedes, Opel, Ford, Borgward, BMW, Lloyd, Goliath, DKW).

Wenn ich mit meiner Mutter damals auf den Wochenmarkt zum Einkaufen ging, faszinierten mich die vielen verschiedenen Lieferwagen, die entweder in den Seitenstraßen, oder direkt am Marktplatz geparkt waren. Da gab es Tempo Wiking, Rapid und Matador, die Goliath Express und GV 800, der DKW-Schnelllaster, die Ford Transit und die unterschiedlichen Dreiräder von Goliath und Tempo zu bewundern. Natürlich fehlten auch die unvermeidlichen VW Bulli nicht.


Goliath Express 1100 und Tempo Hanseat Tiefpritsche (Fotos Erhard Zhorzel) - den Tempo gab es damals unverglast von Wiking (schon nicht mehr), den Goliath gar nicht

Natürlich musste ich damals versuchen, in jedes Auto hineinzuschauen, um das Armaturenbrett und die Komfort-Ausstattung bestaunen zu können.
Da musste ich mir anfangs ganz schön den Hals recken und bei vielen Fahrzeugen war das noch gar nicht möglich - das Seitenfenster war zu hoch.

Irgendwie faszinierten mich damals vor allem die unterschiedlichen Dreirad-Lieferwagen, die eine irgendwie "urige" Ausstrahlung hatten.


Links mein eigener Tempo Hanseat, fotografiert 1982 neben einem Goliath F200 - daneben ein Foto aus Indien, das um das Jahr 2000 herum von meinem Cousin geschossen wurde. Der indische Tempo war noch in Betrieb (siehe auch die Rechtslenkung).

Immer, wenn ich gefragt wurde, was ich mir wünschte, dann war die Antwort: "Ein Auto".
Ebenso faszinierten mich Eisenbahnen (eher noch mehr), aber die waren zu teuer, um mal eben nebenbei eine neue Lokomotive zu bekommen.

Selbst 40-60 Pfg. für ein Wiking-Modellauto waren damals sehr viel Geld.
So gab es dann anfangs eben die Margarine-Modelle vom Kiosk. Allerdings wurde ich bei älteren Jungs, die bereits Wikinger besaßen, mit diesen kleinen Plastikautos schief angesehen.

Erst, als ich zur Schule ging und eine Modelleisenbahn besaß, gab es dann "richtige" Modellautos von Wiking. Zu diesem Zeitpunkt (1962) waren die unverglasten Wikinger bereits nicht mehr zu bekommen. Lediglich der Post-VW war noch "ohne Fenster" im Programm.
Durch Tausch oder den Kauf von Ladenhütern bekam ich dann jedoch auch einige der Wikinger ohne Fenster in meine Sammlung.

1. Eigenbau-Station - ein Papp-Hanomag von Tante Hampe gebastelt
Je uriger ein Auto war, desto schöner für mich. Opa erzählte mir von einem sehr kleinen ovalen Auto, das in Hannover gebaut wurde und damals so etwas wie ein Volkswagen werden sollte - aber nie wirklich wurde.

Er meinte dieses:


Den Hanomag 2/10 PS "Kommissbrot".

Meine liebe Nachbarin, Tante Hampe, baute mir gleich ein sehr liebevoll gestaltetes Modell des kleinen Hanomag aus Pappe im annähernden H0-Maßstab, beklebt mit Buntpapier - sehr ordentlich gemacht.

Das war sicherlich die "Initialzündung" für meine späteren H0-Automodell-Projekte ("Oh! ...es geht ja, der Eigenbau...").

Das war in der Zeit um 1961. Die Hanomag konnte man dann und wann noch mal sehen - die wurden meistens von Studenten verschlissen.

Leider existiert von diesem Hanomag-Modell kein Foto. Ich hielt es zwar lange in Ehren, aber irgendwann war es kaputt gespielt und wanderte wohl dann in den Ofen.

Die 2. Station kam dann ein paar Jahre später - Papp-Modelle von Dreirad-Lieferwagen mit Wiking-Rädern rollfähig gemacht

Modelle, die ich mir wünschte, die es aber in H0 nicht gab, baute ich mir schon damals aus Pappe selbst.

Es entstand eine ganze Flotte von Dreirad-Lieferwagen für die Spedition Co & Co. Diese Papp-Dreiräder bekamen sogar Wiking-Räder von mir spendiert.
Schade, dass von diesen "Modellen" keine Fotos existieren. Das war um 1965.

So ging das über viele Jahre, die für mich prägend waren.

Irgendwann verlor ich jedoch das Interesse an Autos und wandte mich voll und ganz den Schienenfahrzeugen zu.
Erst nach unserem Umzug in die Wedemark Ende der 1960er Jahre viel mir auf, dass die mir damals vertrauten frühen Fahrzeuge inzwischen fast ausgestorben waren. Die modernen kantigen Formen (man sprach von klarer Linienführung), interessierten mich überhaupt nicht.
Ich vermisste die Opel Olympia, die Ford-Weltkugel, die DKW's und die urigen Lieferwagen der Nachkriegszeit, die ich vor allem damals so zahlreich auf dem Wochenmärkten bewundert hatte.

Hier ein Foto meines verstorbenen Freundes und Auto-Fotografen Erhard Zhorzel. Erhard ging ab ca. 1964 mit seinem Vater auf Autopirsch und fotografierte jedes Auto, das ihm vor die Linse kam.
Da sind natürlich viele Raritäten und Kuriositäten auf Bild gebannt worden. Später gingen wir dann gemeinsam mit Fotoapparat bewaffnet auf die Pirsch. Erhard hatte damals natürlich schon eine gute Kodak-Kamera, ich hatte eine Agfa Box vor dem Bauch hängen.
Das Archiv von Erhard ist wohl heute in Besitz des Opel-Klubs Hannover, da ich das Erbe nicht angetreten habe (mir war es peinlich - es kam mir wie Erbschleicherei vor...).
Heute ärgere ich mich natürlich, das war ein Archiv von mehreren Tausend Fotos.

Wer Auto-Bücher u. a. von Werner Oswald u. Co. in seinem Besitz hat, wird u. U. im Fotonachweis den Namen Erhard Zhorzel finden.


Dieser DKW stand vor dem VW-Werk Hannover-Stöcken (Transporter-Werk) als Imbiss-Wagen. Reinhard Oestmann (Oestmodell) fertigte einen sehr schönen Eisverkaufswagen mit identischen Aufbau aus Resin, der heute nur noch antiquarisch erhältlich ist.

3. Station - Wiederaufnahme der "Experimente" mit Papier und Pappe

So fing ich um 1970 erneut an, mit Papier und Pappe zu experimentieren, um daraus H0-Automodelle anzufertigen (natürlich mit sehr mäßigem Erfolg).

Hier zwei Beispiele von H0-Modellen aus Papier und Pappe. Auch ein Tempo-Citroen-Lieferwagen existierte, den ich allerdings nicht auffinden konnte.
Der Papier-Tempo war mit Humbrol-Farben "stabilisiert", allerdings dadurch völlig verzogen. Er gesellte sich dann auch zu den Margarine-Autos (Fortsetzung 2) auf dem Autofriedhof.


Ein echtes und erstes Ganther-Modell, das überhaupt als solches existiert und bei mir als Erinnerung in der Sammlung bleibt.
Es entstand aus der Erinnerung, da es Unterlagen oder Fotos von Tempos so gut wie gar nicht gab - ich konnte als 15-jähriger jedenfalls nichts auftreiben.


Enttäuscht von meinen Ganther-Modellen? Ich habe es Euch ja gesagt - heute ist ALLES besser!


Hier noch ein Bild von dem Papp-Tempo-Hanseat (Christel von der Post), den ich nach dem ärgerlichen Verziehen des Papier-Modells nochmals aus Pappe gebaut habe:

4. Station und 1. Meilenstein für mich - Eigenbau-Modelle aus Kunststoff-Vollmaterial, Hartholz und Fiber


Ein Pick-Up?

In diese Zeit fiel auch der Umbau eines Margarine-Modells, aus dem ich einen Behelfslieferwagen bastelte, wie er in den frühen 1950ern oft anzutreffen war. Diese Fahrzeuge wurden aus Vorkriegs-PKW zu Kleinlieferwagen umgebaut. Auch dieses Modell bereicherte meinen Auto-Friedhof.

Selbst unzufrieden mit den Ergebnissen suchte ich nach neuen Lösungen und geeigneten Materialien. Im Badezimmer fiel mir eine Haarbürste mit einem Griff aus Plastik-Vollmaterial in die Finger.
Ich betrachtete den Griff und mir ging ein Licht auf...

Das war dann ca. 1972/73

Schlüsselfeilen, kleine feine Werkzeuge etc. waren ja vorhanden, ich bastelte damals ja viel an der Eisenbahn.

Es dauerte nur wenige Tage, dann stand mein Messerschmitt-Kabinenroller in H0 auf Rädern, die ein Wikinger opfern musste.


Mein Bürstengriff-Messerschmitt mit Bleistift-Haube - nach einem alten Wiking-Vorschlag für die Unverglasten

Die Räder drehte ich auf einen passenden Durchmesser ab.



Erstmals war ich mit einem Eigenbau-Modell halbwegs zufrieden.

Es war annähernd wie die unverglasten Wikinger gestaltet, allerdings noch etwas zu pummelig geraten.



So, wie Wiking es in alten Katalogen empfahl, färbte ich das "Glas" (also den Schneewittchen-Sarg-Deckel) mit weichem Bleistift ein.

Es folgten dann gleich ein Fuldamobil S7 in gleicher Bürsten-Bauweise von vorn:



und hinten:


Leider ist diesem Bürstengriff-Fuldamobil die Vorderachse abhanden gekommen

Die Fotos, nach denen ich diese Modell gefeilt habe, seht Ihr oben im Teil 2. Diese stammen auch von Erhard Zhorzel.

Einen Goliath GV 800-Kombinationswagen mit Holz-Fachwerk-Aufbau (Woody) entstand als 3. Modell. Hier war nur die Kabine aus Bürstengriff. Der Aufbau hinten war aus Vollmer-Mauersteinplatten und aufgeklebtem Tesafilmstreifen. Die Mauersteine natürlich innen. Das Modell hatte Radsätze der Borgward Arabella von Wiking, die leider verloren gegangen sind.


Der Goliath GV800 als Kombinationswagen/Woody mit Bürstengriff-Kabine

Dieses Modell entsprach schon recht deutlich dem Original.

Ein Goliath GD 750 (Dreirad-Pritsche) in ähnlicher Bauweise ging verloren, war aber auch völlig daneben geraten.


Ein Lloyd LT 600 Bus aus Hartholz geschnitzt

Als letztes Modell dieser Ära der Versuch eines Goggomobils aus Fiber. Fiber ließ sich viel zu schwer bearbeiten - war ungeeignet.



Alle diese ersten echten Ganther-Modelle waren ziemlich primitiv und an den Stil der unverglasten Wikinger angelehnt.
Aber endlich konnte ich auch Kleinstwagen auf meiner Modellbahn "fahren lassen". Und Lieferwagen, die mir gefielen, hatte ich nun auch.

Irgendwie hat mich nun auch der Wiking-Virus ergriffen und ich reiste viel zu den damals aufgekommenen Tauschbörsen, um meine Sammlung mit noch fehlenden Modellen zu ergänzen.

1979 fand in Walldorf (bei Frankfurt/Main) die größte Tauschbörse Deutschlands, veranstaltet von Duve statt. Dort stellte ich meine Eigenbauten aus. Obwohl sehr primitiv geraten, fanden sie trotzdem positive Beachtung.
Niemals dachte ich jemals daran, eine Kleinserie zu beginnen, bis...

...ich über einen weiteren Meilenstein stolperte

Schnitt

Ich bin froh, dass ich viele der Modelle aus meiner Bastel-Frühzeit aufgehoben habe - sie sind als Erinnerung und als Dokumentation der Entwicklung sehr gut geeignet.

Fortsetzung 4 folgt

Gruß

Uwe Ganther

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3. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#23 von AbzweigLetter , 28.11.2015 01:58

Hallo Udo,

neulich gab es welche bei Ebay:



Habe ich aber durch Zufall entdeckt.

Gruß

Uwe Ganther


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RE: 3. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#24 von Udo , 28.11.2015 12:07

Hallo, Uwe,

weil du einige Male die unverglasten Wiking-Fahrzeuge erwähnt hast, hier mal einen Hinweis, wo solche Autos manchmal geblieben sind (Beitrag # 11)

Blaue Metall-Trafos von Märklin -die Wahrheit!

Zu den Papier- und Pappenautos aus der Urzeit: Könntest du die nicht rekonstruieren ? Und Achsen für die Fahrzeuge besorgen, die die früher einmal hatten ? Ich finde, dass so ein Bestand ein Zeugnis früher Modellbaukunst ist. Es waren die Anfänge (wenn man mal von den Blechautos absieht).

Schönen Gruß
Udo


 
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RE: 3. Ganther-Modell: Ein kleiner Pionier des Resin-H0-Kleinserien-Automodellbaus in Deutschland

#25 von Deutzfahrer , 29.11.2015 17:59

Einfach total urig, die Modelle - toll !!



Gruß Jürgen


Gruß aus Münster

Jürgen

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