auch, wenn meine Frage nicht unbedingt ein Auto betrifft, ein Straßenfahrzeug ist es aber dennoch.
Ich habe eine Frage zu einem Pferdegespann, welches ich Mitte der 1970er Jahre auf dem Kofferraum-Markt in Uerdingen von Hans-Gerhard Mundkenke kaufte.
Hans-Gerhard Mundhenke, der leider im Mai diesen Jahres nach längere Krankheit verstorben ist, beschäftigte sich nicht nur mit der Fertigung feinster Eisenbahnen in Spur 0, er hatte auf den Kofferraummärkten in den 1970er Jahren auch immer Holzspielzeug zum Verkauf an seinem Stand (und auch Plüsch-Tiere der Marke "Koesen")
Damals konnte ich dieses schöne Pferde-Fuhrwerk bei ihm erstehen:
Es paßt in der Größe eher zur Spur 1. Das Brauereischild über den Fässern ist auswechselbar, ich bekam damals auch noch zwei weitere Schilder "König-Pilsener", eins mit schwarzer, eins mit roter Schrift mit dazu. Die gesamte Länge beträgt 24 cm.
Mir ist nicht klar, wer der Hersteller dieses Fuhrwerks ist. Das Schild "Herforder Pils" läßt vermuten, daß Hans-Gerhard Mundhenke zumindest Einfluß auf die Fertigung hatte, da sein Wohnort im "Dunstkreis" des Herforder Pils lag.
Vielleicht weiß ja jemand mehr.
Man nehme ein Stück Blech, und schneide alles weg, was nicht nach Lokomotive aussieht.
Plüschtiere aus Bad Kösen (Sachsen-Anhalt) gibt es noch heute. Damit hatte Herr Mundhenke damals offenbar Zugang zu DDR-Produkten.
Als Du das Holzgespann im Mundhenke-Thread erstmals gezeigt hattest, musste ich sogleich an Schnitzereien aus dem Erzgebirge denken. Das liegt somit jetzt doch recht nahe. Näheres weiß ich aber nicht.
Vielleicht hatte er Verwandte oder Bekannte in der DDR? Aber das kann er uns jetzt leider nicht mehr beantworten.
in der gezeigten Broschüre ist der Hersteller genannt:
(Seiffener Spielzeug - Volkskunst aus dem Erzgebirge, 1992)
Die folgenden drei grossen Gespanne sind darin abgebildet:
Der Hersteller war Heinz Stephani (01.08.1936 – 15.11.2019) aus Seiffen. Als Herstellungszeit nannte dessen Sohn Rainer Stephani viel später einem befreundeten Erzgebirge-Sammler die "Wendejahre". Das wäre später, als deine Erinnerung sagt. Allerdings auch plausibel, denn es handelt sich ja um Brauereien aus Westdeutschland. Auch die Qualität ist sehr hochstehend, was ebenfalls auf die Nachwendezeit hinweisen könnte. (Spekulation meinerseits)
Hier die beiden Gespanne, die mein Kollege erwerben konnte. Das Schild ist mit "Einbecker Bier" beschriftet, der Kutscher braun statt blau gekleidet. Die Vorbildkutsche lief vmtl. bei der Herforder Brauerei, es gibt ein Vorbildfoto. Auch das ESSO-Gespann ist nach einem Vorbildfoto hergestellt.
Unter dem ESSO-Gespann findet sich der Stempel "Original Erzgebirge"
Nach Aussage des Sohnes Rainer, der seinerzeit allerdings noch Kind war, sollen jeweis zwischen 50 - 100 Stück hergestelt worden sein, die auch einen recht hohen Preis gehabt haben sollen. Diese Erinnerungen sind leider unsicher, und es sind keine Belege mehr vorhanden.
Nun sind wir um eine interessante Erkenntnis reicher. Klaus, viel Freude mit diesem schönen Exemplar !
Allerdings auch plausibel, denn es handelt sich ja um Brauereien aus Westdeutschland. Auch die Qualität ist sehr hochstehend, was ebenfalls auf die Nachwendezeit hinweisen könnte. (Spekulation meinerseits)
Herzliche Grüsse, Nils
Die Seiffener Holzspielzeuge waren immer (!) von sehr guter Qualität denn sonst hätten sie wohl kaum trotz intensiver Nutzung mehrerer Generationen als Spielzeug über 60 Jahre unbeschadet überstanden. Dazu brauchte man keine sogenannte "Wende"
zum Thema Qualität habe ich persönlich von Handwerkern vor Ort auch schon ganz andere Aussagen bekommen! Viele Betriebe sahen sich nach 1989 zum deutlichen (!) Anheben ihre Qualität gezwungen, da sie sonst nicht mehr ausreichend Absatz gehabt hätten. Das betraf überhaupt nicht die langjährig hergestellten Muster, aber Oberflächengüte und Sauberkeit der Lackierungen. Abnahmegarantien durch "den Staat" gab es nach der Wende eben nicht mehr.
Versteh mich bitte recht: ich pauschalisiere hier bewusst nicht!
Einen angenehmen Abend. Nils
PS: meine Absicht war, meine Freude darüber zu teilen, dass der Hersteller von Klaus' Gespann nun bekannt ist. Die Teilung Deutschlands habe ich vor sehr langer Zeit glücklich überwunden. Ohne Nostalgie oder Ostalgie.
das mit der Qualität kann ich so auch nicht stehen lassen.
Auch zu Zeiten, die Klaus angegeben hatte, gab es einen erheblichen Export von erzgebirgischen Schnitzereien in die Bundesrepublik. Mir persönlich sind zwar nur Weihnachtskrippen und -pyramiden erzgebirgischer Herkunft in Erinnerung geblieben. Wahrscheinlich war das Angebot aber doch breiter gefächert. Und zu den Weihnachtskrippen und -pyramiden aus dem Erzgebirge kann ich nur sagen, dass sie einen sehr guten Ruf hatten und insbes. für ihre hervorragende Qualität gerühmt wurden.
Gerade der Qualitätsaspekt hatte früher einen viel höheren Stellenwert. Wenn man also so etwas kaufte, achtete man schon sehr auf die Herkunft.
Hallo Nils, recht herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Bericht.
Allerdings muß ich bestätigen, daß ich das Gespann deutlich vor der "Wende" gekauft habe, und zwar auf dem Kofferaummarkt anläßlich der Willy von der Warth Auktion in Rheinhausen. Da ich nach der Wende nicht mehr dort war, muß der Kauf vorher stattgefunden haben.
Ich gehe daher von einem Export aus dem Erzgebirge in die BRD aus.
Und da die Frage der Herkunft ja von Nils gelöst wurde, möchte ich als Abschluß noch die 3 Brauerei-Schilder, die mir Herr Mundhenke damals mitgeben hatte, zeigen:
Man nehme ein Stück Blech, und schneide alles weg, was nicht nach Lokomotive aussieht.